Mit der Unterzeichnung eines Rahmenvertrages zwischen Komm.Pakt.Net, dem derzeit größten Verbund zum kommunalen Breitbandausbau in Europa, und der NetCom BW werden weitere weiße Flecken bei der Breitbandversorgung im Ostalbkreis von der Landkarte getilgt. Landrat Klaus Pavel, EnBW ODR-Vorstand Frank Hose, NetCom-Geschäftsführer Bernhard Palm und Jens Schilling, Vorstand der Komm.Pakt.Net, informierten am 30. Juli 2019 im Aalener Landratsamt über den aktuellen Stand des Breitbandausbaus und gaben einen Ausblick auf die geplanten Ausbauaktivitäten.
"Das partielle Marktversagen im Telekommunikationsbereich führt zu einer strukturellen Unterversorgung von schnellem Internet im ländlichen Raum. Daher waren und sind vor allem die Landkreise und Kommunen beim Aufbau einer flächendeckenden Breitbandinfrastruktur gefordert", betonte Landrat Pavel. Der Ostalbkreis habe bereits vor zehn Jahren die Initiative ergriffen und die Firma GEO DATA GmbH aus Westhausen mit der Erstellung eines ersten, kreisweiten Konzepts zum Breitbandausbau beauftragt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch in fast allen Kommunen des Ostalbkreises weiße Flecken mit einer Versorgung von weniger 1Mbit/s vorhanden. Auf der Grundlage dieser ersten Planungen erteilte das Land 2013 dem Ostalbkreis den Zuschlag, mit Landesförderung modellhaft eine kreisweite Netzplanung zu erstellen. Die kreisweite Strukturplanung wurde in den Jahren 2014 und 2015 erstellt und beinhaltete Pläne für den Anschluss von rund 91.000 Gebäuden - im Fachjargon FTTB (Fibre-To-The-Building) genannt. Außerdem umfasste die Planung die Anbindung von rund 500 unterversorgten Kabelverzweigern mit Glasfasern (FTTC = Fibre-To-The-Cabinet) sowie die Grobplanung für ein kreisweites Backbonenetz von rund 1.100 km. Den Startschuss für den Ausbau des Glasfaser-Backbonenetzes gab der Kreistag im Februar 2016.
"Seitdem wurden in Planung und Bau des Backbones rund 32,5 Mio. Euro investiert. Davon hat das Land Fördermittel in Höhe von 13,1 Mio. Euro bewilligt. Realisiert wurden davon bis heute Maßnahmen in Höhe 8,7 Mio. Euro, wovon 2,9 Mio. Euro Fördermittel geflossen sind", informierte Pavel. Laut Werner Riek, Leiter des Breitbandkompetenzzentrums beim Landratsamt Ostalbkreis, sind bautechnisch 100 km von geplanten 370 km Backbone-Trassen realisiert. Von den gebauten Trassen sind ein Viertel bereits in Betrieb, weitere 80 km Backbone sind momentan im Bau oder in der Detailplanung. "Parallel zum Ausbau des kreisweiten Backbone-Netzes sind die Städte und Gemeinden im Ostalbkreis aktuell damit beschäftigt, die innerörtlichen Netze (FTTB und FTTC) auszubauen und dadurch den Anschluss der Bürgerinnen und Bürger an das schnelle Internet herzustellen", so Riek weiter.
Zu den bereits realisierten Trassen zählen z. B. Lorch-Waldhausen, Bopfingen-Trochtelfingen, Mutlangen-Pfersbach, Rosenberg, Eschach/Gschwend-Frickenhofen, Kirchheim-Benzenzimmern, Jagstzell, Stödtlen, Schwäbisch Gmünd, Unterschneidheim-Wössingen/Zipplingen, Teile von Lauchheim, Waldstetten-Tannweiler oder auch der Backbone Laubach/Reichenbach/Bernhardsdorf/Laubach/Leinweiler. Im Laufe des Jahres 2019 werden weitere Trassen wie etwa die 6,7 km lange Strecke Ellwangen-Haisterhofen bis Elberschwenden oder insgesamt rund 18 km auf dem Härtsfeld in den Bereichen zwischen Beuren bis Bopfingen-Röhrbachmühle und Elchingen bis Hohenlohe oder auch 7,1 km von Frickenhofen über Gschwend und Horlachen nach Krämersberg umgesetzt. „Unsere aktuelle Agenda umfasst seit Start des Breitbandausbaus bis zunächst Ende 2021 insgesamt rund 515 Trassen-km, die geplant, gebaut oder angepachtet und betrieben werden“, betont Landrat Klaus Pavel und verweist auf die Maßnahmenliste, die unter www.ostalbkreis.de publiziert ist. Die in der Liste genannten Termine beziehen sich auf die Fertigstellung der Tiefbauarbeiten. Im Anschluss müssen die Kabel eingebracht und miteinander verspleißt werden. Danach werden in den Gebäuden die Hausabschlüsse hergestellt. Das gesamte, nun fertiggestellte, passive Netz wird dann exakt dokumentiert, abgenommen und anschließend dem Betreiber NetCom BW übergeben. Die NetCom BW wird dann die Aktivtechnik installieren und konfigurieren. FTTB-Anschlüsse müssen innerhalb von fünf, FTTC-Anschlüsse innerhalb von sieben Monaten hergestellt sein.
Betreiben wird das Breitbandnetz des Ostalbkreises die 2014 gegründete NetCom BW mit Sitz in Ellwangen. Geschäftsführer Bernhard Palm berichtete, dass bereits 8.000 Kunden mit 9.000 aktiven Verträgen schnelles Internet und weitere Telekommunikationsdienste von der NetCom BW beziehen. 269 Technikstandorte seien im Ostalbkreis in Betrieb, die Netze BW sowie die EnBW ODR verfügten über rund 630 km Glasfaserkabel im Ostalbkreis. Das Gesamtpotenzial der Anschlüsse betrage innerhalb des derzeitigen, von Komm.Pakt.Net und dem Ostalbkreis vergebenen Auftragsrahmens knapp 13.000 Anschlüsse. "Bis Mitte 2020 planen wir weitere 6.000 FTTC- und 1.000 FTTB-Gebäudeanschlüsse", stellt Palm in Aussicht.
Die Verwaltung des Breitbandnetzes im Ostalbkreis obliegt der Komm.Pakt.Net, einer Kommunalanstalt des öffentlichen Rechts, in welcher der Ostalbkreis und alle seine 42 Städte und Gemeinden Mitglieder sind. "Ganz konkret heißt das, dass der Ostalbkreis und die Kommunen ihre kommunale Breitbandinfrastruktur der Komm.Pakt.Net zur Weiterverpachtung an einen Netzbetreiber, in diesem Falle also an die NetCom BW, überlassen", erläutert Vorstand Jens Schilling. "Die NetCom BW betreibt das Netz des Ostalbkreises, der nach Übergabe der funktionsfähigen Infrastruktur für das Backbone-Netz Pacht erhält."
Neben den Strecken, die der Ostalbkreis selbst baut, besteht das Backbone-Netz aktuell aus weiteren 430 km Trassen, welche der Landkreis angemietet hat oder noch anmieten wird. Von diesen Strecken gehören 293 km der NetCom BW, 42 km den Kommunen und 95 km sind in der Hand sonstiger Eigentümer. "Mit der heutigen Unterzeichnung des Rahmenvertrages zwischen Komm.Pakt.Net und der NetCom BW werden aktuell noch bestehende Lücken im Backbone-Netz geschlossen", freuen sich Pavel, Hose, Palm und Schilling.